So verdienst du Geld mit deinem Handmadebusiness – den richtigen Verkaufspreis fest legen

Sicherlich wird der aufmerksamen Community nicht entgangen sein, dass meine Zeit zum Entwerfen von Anleitung und auch das Schreiben von Blogbeiträgen immer seltener geworden ist und auch die Gelegenheit einmal für mich selbst zu stricken, hat auch deutlich abgenommen.

Das liegt zu einem daran das mein Hauptjob überhandgenommen aber auch die Anzahl an Auftragsarbeiten deutlich zugenommen hat. Ja ihr habt richtig gehört, 50% meines Pensums stricke ich für andere. So aufregend es auch ist den Anforderungen anderen gerecht zu werden, freue ich mich immer wieder andere Garne und Farben zu verarbeiten, welche nicht immer für mich geeignet wären.

Nachfolgend möchte ich meine Erfahrungen und Meinung bzgl. dem Verkauf von selbstgestrickten Produkten mit euch teilen.

Der Unterschied zwischen Privat und gewerblichen Verkauf

Vorab sollte man sich vergewissern aus welchem Grund und in welchem Rahmen man seine selbstgestrickten Produkte verkaufen möchte. Wir unterscheiden hierbei den Verkauf als Privatperson oder Gewerbe.

Verkäufe als Privatperson

Als Privatperson handeln wir nicht mit der Absicht: Produkte bzw. Dienstleistungen zu erbringen mit dem Ziel einer finanziellen Vergütung. Wir produzieren also nicht um zu Verkaufen.

Gleichsetzten könnten wir dies eher mit dem Verkauf von gebrauchten Gegenständen. Haben wir z.B. einen Pullover mit dem Ziel, ihn selbst zu tragen, gestrickt und stellen fest, dass dieser einem nicht mehr zu sagt. Können wir als Privatperson den Pullover als Second-Hand Kleidungsstück z.B. für den Wollpreis weiterverkaufen.

Gewerblicher Verkauf von hergestellten Strickwaren

Grundsätzlich gilt: haben wir die Absicht etwas zu produzieren um es zu Verkaufen oder die Dienstleistung zu erbringen, um finanziell vergütet zu werden, so handeln wir als Gewerbe.

Demzufolge ist es wichtig ein Gewerbe anzumelden oder als Angestellter im Rahmen eines Gewerbes zu handeln.

Ein Beispiel für letzteres wäre: wenn wir bei einem Wollgeschäft angestellt sind und im Rahmen dieses Geschäftes Auftragsarbeiten annehmen und über das Wollgeschäft verkaufen. Die finanzielle Vergütung findet dann über die Gehaltsauszahlung statt.

Nach dem bei mir die ersten Aufträge eintrudelten entschied ich mich dazu ein Kleingewerbe anzumelden. Der Ablauf ist einfacherer als gedacht, in meinem Fall vereinbarte ich einen Termin beim Rathaus, füllte einen Gewerbeschein aus und entrichtete eine Gebühr in Höhe von ca. 30€

Danach kann man direkt loslegen! Bei der Beantragung sollte man sich jedoch Gedanken über den Namen und auch die Bezeichnung der Branche bzw. die Beschreibung der Tätigkeit machen und ob man die Mehrwertsteuer mit einbeziehen oder ausschließen möchte.

Gerade die Regelung der Mehrwertsteuer wirkt sich auf die Art und Weise unsere Buchhaltung und Berechnung aus. Im Groben und Ganzen sollte man sich zwischen den folgenden Punkten entscheiden:

Ausweisen und Abführen von Umsatzsteuer: detailiertere Buchhaltung, exaktere Berechnungen aber auch Vorteile bei größeren Anschaffungen

Nicht Ausweisen und Abführen der Umsatzsteuer: einfacherer Buchhaltung da nur Einnahmeünerschussrechnung vorgenommen werden muss, komplette Vorsteuer muss bei größeren Anschaffungen bezahlt werden, Anpassung des Verkaufspreises sobald die Kleinunternehmerregelung nicht mehr greift.

Der Schöne Teil – das Stricken für andere

Bevor wir endlich zu den Stricknadeln greifen können, steht immer diese eine Frage im Raum: Wie viel wird es kosten?

Diese einfache Frage kann ein ganz schöne Gewissenskonflikte bescheren. Deshalb habe ich für euch eine einfache Checkliste erstellt welche ihr nacheinander abarbeiten könnt und eine gute Grundlage habt euren fairen Preis zu argumentieren:

  • Zeit gegen Geld: sobald wir beginnen auszumessen, die Garne zu besorgen, anfangen zu stricken, das gute Stück noch zusammennähen und gegeben falls Waschen, tauschen wir unsere Zeit gegen Geld. Veranschlage also den Zeitaufwand und einen guten Stundensatz (mindestens der aktuelle Mindestlohn) und behalte immer im Hinterkopf das der Auftraggeber womöglich weniger Erfahrung hat und vielleicht doppelt so viel Zeit benötigen würde.


Beispiel: im Schnitt brauche ich 18 Stunden und nehme einen Stundensatz von 11€ = 18×11= 198€

  • Materialpreis: ein wichtiger Punkt der oft wenig Beachtung bekommt der Materialpreis wird immer drauf gerechnet und nicht Grammgenau, sondern pro angefangenen Knäul.

Tipp: Ein guter Kompromiss ist es den Auftraggeber zu bitten das nötige Material selbst zu kaufen, so bekommt dieser ein Gefühl zum Preis-Leistungsverhältnis. Manche Garnhersteller bieten auch vergünstigte B2B Preise ab einem bestimmten Umsatz an, Nachfragen lohnt sich.

  • Zusatzkosten: zusätzliche Versandkosten, Änderungswünsche oder Fahrtkosten müssen nicht immer mit aufgeführt werden aber sollten berücksichtigt werden und bieten eine gute Grundlage zur Preisargumentation an.

Tipp: ich selbst biete dies als Inklusivleistung an oder um dem Kunden ‘preislich etwas näher zu kommen’

Merke! Preisverhandlungen sind ein gutes Zeichen!

Sobald der Preis kommuniziert wurde, gilt es die Reaktion abzuwarten. Wird dem Preis ohne Gegenspruch zu gewilligt dann hättest du wohl noch mehr verlangen können. Geht es in die Preisverhandlung dann hast du einen angemessenen Preis erzielt der im besten Fall deine Arbeit würdigt und wenn der Auftraggeber noch etwas rausschlagen kann, sind beide Seiten happy.

Die goldene Regel! – meine Erfahrungen

Stricken ist ein Hobby und besonders dein Hobby, es soll Spaß machen und nicht zur Qual werden. Sobald du das Gefühl hast nicht gerecht bezahlt zu werden oder lieber für dich als für andere zu Stricken dann solltest du bewusst darüber nachdenken und im besten Fall für dich entscheiden.

In den fast 6 Jahren habe ich schon einiges an Arbeiten angenommen, von Socken, Mützen, Stirnbändern bis hin zu Jacken und Pullovern und ich kann euch sagen, es gibt diese Leute die Handarbeiten wirklich wert schätzen und an diese sollten wir uns hängen. Gerade der Trend zu Slowfashion und Handmade nimmt zu und wir sollten auch um Wettbewerb zusammen halten und angemessene Preise verlangen um uns nicht dauerhaft unglücklich zu machen.

Erfolgreich dein Handmadebusiness aufbauen

2 Antworten zu „So verdienst du Geld mit deinem Handmadebusiness – den richtigen Verkaufspreis fest legen”.

  1. Avatar von kompetenzteam
    kompetenzteam

    … „wir sollten auch um Wettbewerb zusammen halten und angemessene Preise verlangen um uns nicht dauerhaft unglücklich zu machen.“ Echt jetzt? Und dann rätst Du unerfahrenen Leuten, 11€ als Stundensatz für Selbständige zu verlangen? Das ist nicht nur grober Unfug, sondern fast schon kriminell!!!

    1. Avatar von pimpienella

      Hi, ich kann deine Kritik sehr gut nachvollziehen. Zugern würde ich einen höheren Stundenlohn angeben, nur wer würde eine Auftragsarbeit für 600€ kaufen? Wohl keiner, was würdest du denn empfehlen?

      Viele Grüße Angelina

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